Die Harris-Benedict-Formel dient der Grundumsatzberechnung einer Person. Die Formel wurde im Jahr 1919 von den amerikanischen Wissenschaftlern James Arthur Harris und Francis Gano Benedict entwickelt. Sie basierten ihre Formel auf Studien, die den Sauerstoffverbrauch von Menschen während der Ruhezeit maßen. Die Formel wurde im Laufe der Jahre modifiziert und weiterentwickelt, um verschiedene Faktoren wie Alter, Gewicht, Größe und Geschlecht zu berücksichtigen. Obwohl es mittlerweile viele andere Formeln gibt, ist die Harris-Benedict-Formel nach wie vor eine der am häufigsten verwendeten und anerkannten Formeln.1
Die Harris Benedict Formel basiert auf den Empfehlungen der ESPEN Guidelines für polymorbide, internistische Patientinnen und Patienten und wurde ebenfalls in der EFFORT-Studie verwendet.10,11 Bei Personen mit einem Body Mass Index < 16 oder > 28 wird automatisch mit dem adjustierten Gewicht gerechnet. Um den Gesamtenergiebedarf zu erhalten muss zusätzlich der Aktivitäts- und/oder Krankheitsfaktor berücksichtigt werden.
Energiebedarf: GU x (AF + KF); GU nach Harris Benedict mit adjustiertem Gewicht.
Die Formel nach Schofield, auch bekannt als WHO Formel, berechnet den Ruheenergieumsatz in Kilokalorien pro Tag. Sie basiert auf Arbeiten der WHO, welche 114 Publikationen zusammenfasst. Die Formel kann für Personen unterschiedlichen Gewichts und Alter angewendet werden und ist auch für Kinder geeignet. Die Körpergrösse muss nicht angegeben werden. Unter den Teilnehmenden waren deutlich mehr Männer als Frauen, mit einer signifikanten Anzahl gesunder, sportlicher und junger Männer. Dies kann bedeuten, dass die Formel den Bedarf bei hospitalisierten Personen mit niedrigem Bedarf überschätzt.
Formel 2,3
Alter (Jahre) | Männer | Frauen |
< 3 | 59.512 * Gewicht (kg) – 30.4 | 58.317 * Gewicht (kg) – 31.1 |
3-9 | 22.706 * kg + 504.3 | 20.315 * kg + 485.9 |
10–17 | 17.675 * kg + 657.8 | 13.375 * kg + 692.2 |
18–29 | 15.047 * kg +691.7 | 14.808 * kg + 486.3 |
30–59 | 11.465 * kg + 872.5 | 8.121 * kg +845.0 |
60–74 | 11.918 * kg + 699.8 | 9.219 * kg + 686.7 |
≥75 | 8.359 * kg + 820.2 | 9.793 * kg + 623.4 |
Die Mifflin-St. Jeor Formel wurde 1990 mit 498 gesunden erwachsenen Teilnehmenden entwickelt. Die Hälfte der Teilnehmenden war übergewichtig. Diese Formel errechnet einen tieferen Bedarf für Personen mit sehr hohem Gewicht und ist deshalb für übergewichtige und adipöse Personen besonders geeignet. Sie wurde nicht für den klinischen Bereich entwickelt.
Die Owen Formel wurde 1986-1987 in einer Studie mit 44 weiblichen und 60 männlichen Teilnehmenden entwickelt. Es wurde eine Formel für gesunde, nicht sportliche schlanke und übergewichtige Männer und eine zweite für gesunde, nicht sportliche, schlanke und übergewichtige Frauen entwickelt. Die Formel unterschätzt tendenziell den Bedarf von Frauen vor allem bei einem BMI >40.4, 5
Cunningham publizierte 1980 eine Studie, in welcher er die Daten der Harris-Benedict Studie analysierte. Trainierte Athleten wurden ausgeschlossen. Er entwickelte eine neue Formel zur Berechnung des Ruheenergieumsatzes, welche die fettfreie Masse einer Person verwendet.8 Die Formel überschätzt den gemessenen Umsatz in 14-15% der Fälle.9 Haaf und Weijs (2014) validierte die Formel für Freizeitsportler:innen. In diese Studie wurde die Luftverdrängungsplethysmographie verwendet um die fettfreie Masse zu bestimmen.
Für die Berechnung der fettfreien Masse verwendete Cunningham folgende Formeln:
Die Ireton-Jones Formel wurde erstmals im Jahr 1992 entwickelt in einer Studie mit 200 Teilnehmenden. Im Jahr 2002 wurde die Formel mit weiteren 100 Personen evaluiert und angepasst. Für diese Formel wurden erstmals hospitalisierte Personen untersucht. So entstanden zwei unterschiedliche Formeln für künstlich beatmete und selbstständig atmende Patient:innen. Bei der Ireton-Jomes Formel sollte kein adjustiertes Gewicht verwendet werden bei übergewichtigen Personen. Zu beachten ist, dass diese Formel den Gesamtenergiebedarf berechnet, es ist nicht nötig das Ergebnis mit einem Krankheits- oder Aktivitätsfaktor zu multiplizieren.1, 7
Im NutriCalc wird der Proteinbedarf mit 1.2–1.5 g pro kg Körpergewicht und bei schwerer Niereninsuffizienz ohne Dialyse (GFR < 30 ml/min/1.73 m2) mit 0.8 g pro kg Körpergewicht berechnet. Dies entspricht dem Vorgehen der EFFORT-Studie10,11. Krankheitsspezifische Energie- und Proteinempfehlungen finden Sie im «NutriGo»
FERRIE, S. & WARD, M. (2007). Back to basics: Estimating energy requirements for adult hospital patients. Nutrition & Dietetics, 64(3), 192–199. https://doi.org/10.1111/j.1747-0080.2007.00124.x
AF | Aktivitätsfaktor |
EFFORT | Effect of Early Nutritional Therapy on Frailty, Functional Outcomes and Recovery of Undernourished Medical Inpatients Trial |
ESPEN | European Society for Clinical Nutrition and Metabolism |
KF | Krankheitsfaktor |
GFR | Glomeruläre Filtrationsrate |
GU | Grundumsatz |