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Mangelernährung im Spital – medizinische Kosten und Kosteneffektivität bei Verhinderung

Bericht im Auftrag des Bundesamt für Gesundheit BAG.
Frei, A.

Abstract

International und in der Schweiz ist die Mangelernährung im Spital ein gravierendes Problem. In der Schweiz wird dies in den Spitälern zunehmend erkannt und anerkannt, jedoch fehlen die Strukturen und Prozesse für den Umgang damit weitgehend. Aus Zeit- und Ressourcenmangel wird wenig dagegen unternommen. Die Tatsache, dass mit der Verhinderung von Mangelernährung auch Kosten eingespart werden können, ist kaum bekannt. Während das Ausmass und die Folgen der Mangelernährung schon breit untersucht worden sind, fehlen jedoch Angaben zu den Kosten der
Mangelernährung auf nationaler Ebene noch weitgehend. Ziel dieser Studie war es deshalb, die durch die Mangelernährung im Spital bedingten medizinischen Behandlungskosten für die Schweiz zu schätzen und das Einsparungspotential bei Verhinderung der Mangelernährung abzuschätzen. In einer Literaturanalyse wurden die Prävalenzraten der Mangelernährung ermittelt. Diese wurden mit der Anzahl stationär hospitalisierter Erwachsener verknüpft und die Anzahl mangelernährter Patienten berechnet. Ebenfalls gestützt auf eine Literaturauswertung wurden klinisch relevante Folgen der Mangelernährung erhoben und quantifiziert. Die Verlängerung der Aufenthaltsdauer im Spital von Mangelernährten gegenüber normal Ernährten und der Anteil davon, der auf die Mangelernährung anrechenbar ist, wurden ermittelt. Dieser wurde mit Durchschnittskosten pro Spitaltag bewertet und daraus pro Patient mit einer Mangelernährung die Mehrkosten infolge der Mangelernährung geschätzt. Die gesamtschweizerisch pro Jahr anfallenden Behandlungskosten infolge der Mangelernährung wurden durch Multiplikation der Anzahl Mangelernährter mit den Kosten pro mangelernährtem Patienten berechnet. Mit Hilfe von Sensitivitätsanalysen wurde geprüft, welchen Einfluss die getroffenen Annahmen auf das Ergebnis Kostenschätzung ausüben. Die Prävalenz der Mangelernährung in der Schweiz beträgt etwa 20% im Basisfall (minimal 15% - maximal 30%) bzw. 157'000 (118'000 – 236'000) der im Jahre 2004 stationär hospitalisierten Patienten. Die Mangelernährung führt zu erhöhter Mortalität im Spital, nach 90 Tagen und nach 4.5 Jahren. Auch ist die Häufigkeit von infektiösen und nicht infektiösen Komplikationen bei Mangelernährten mit ca. 40% doppelt so hoch wie bei normal Ernährten. Mangelernährte weisen einen höheren Medikamentenverbrauch im Spital auf und sind bei Entlassung aus dem Spital weniger selbständig. Dies trägt dazu bei, dass die Aufenthaltsdauer bei Mangelernährten im Durchschnitt 4.9 Tage länger ist als bei normal Ernährten. Nicht die ganze Differenz kann aber der Mangelernährung als alleiniger Ursache angelastet werden. Aufgrund der verfügbaren Angaben über den Umfang der durch die Mangelernährung verursachten Verlängerung der Aufenthaltsdauer wurde für den Basisfall angenommen, dass im Mittel die Hälfte (minimal 1/3, maximal 2/3) davon auf die Mangelernährung zurückzuführen ist. Pro Patient führt das zu Mehrkosten infolge der Mangelernährung von CHF 3344 (2229 – 4459). Kombiniert mit der Prävalenz der Mangelernährten ergeben sich somit für 2004 im Basisfall Kosten von 526 Mio. Franken infolge der Mangelernährung im Spital. Diese Schätzung variiert von 263 Mio. Franken bei Annahme der minimalen Werte für Prävalenzrate und anrechenbaren Anteil der Verlängerung der Aufenthaltsdauer bis 1053 Mio. Franken, wenn für diese beiden Parameter die maximalen Werte angenommen werden. Interventionen zur Erkennung und Behandlung der Mangelernährung sind verfügbar, wirksam und insgesamt Kosten sparend. Kosteneinsparungen von CHF 1400 – 2800 bei einem Aufwand von wenigen hundert Franken pro Patient und Spitalaufenthalt erscheinen realistisch. Je früher eine Intervention erfolgt, umso besser ist dies auch aus wirtschaftlicher Sicht.

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