Ernährungsautonomie – ethisches Grundsatzpapier zur Ernährung der Patientinnen und Patienten im Akutspital
Schweiz Ärzteztg. 2006 Aug 16; 87(33):1412–1415
Baumann-Hölzle, R., Imoberdorf, R., Koblet, K., Ballmer, P. E., Rühlin, M., Bau, R., Büchs, U., Cabiallavetta, B., Ehrensperger, K., Fendt, Y., Haller, A., Meier-Allmendinger, D., Stuber, P., Winzeler, M., & Kündig, A.
Abstract
Die Ernährung der Patientinnen und Patienten im Akutspital wirft vielfältige ethische Fragen auf. Ethisch zentral ist dabei die Frage, ob Ernährung immer als Stillung eines Grundbedürfnisses oder als therapeutische Massnahme zu bewerten ist. Das vorliegende Grundsatzpapier vertritt diesbezüglich eine differenzierte Position, wonach die gewohnte Ernährungsweise, d.h. die Ernährungsgewohnheiten und das Trinkverhalten, eines Menschen als ein Grundrecht gilt und jede Form von Ernährungsergänzung oder -substitution als therapeutische Massnahme zu werten ist. Als therapeutische Massnahme hat die Ernährung in gleicher Art und Weise die Kriterien der Indikation und der Einwilligung für das Beginnen und das Beenden einer Therapie zu erfüllen. Dies gilt sowohl bei akutmedizinischen Situationen als auch bei der Ernährung auf das Lebensende hin. Im folgenden wird diese Position begründet und werden die daraus folgenden Handlungsoptionen dargelegt.