S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der AKE, der GESKES und der DGfN: Enterale und parenterale Ernährung von Patienten mit Niereninsuffizienz
Aktuel Ernahrungsmed. 2015 Feb 5; 40(1): 21-37. doi: 10.1055/s-0034-1387537.
Druml, W., Contzen, B., Joannidis, M., Kierdorf, H., Kuhlmann, M. K., & DGEM Steering Committee
Abstract
Fragestellung: Patienten mit Niereninsuffizienz bilden eine sehr heterogene Gruppe von Personen mit unterschiedlichen metabolischen Störungen und Bedarf an Nährstoffen. Zu diesen gehören Patienten mit akutem Nierenversagen (ANV), die rasch zunehmende Zahl von Patienten mit akutauf-chronischem Nierenversagen (A-C-NV), Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (CNI) und Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz unter Nierenersatztherapie (Hämodialyse, Peritonealdialyse), jeweils ohne bzw. mit begleitenden Akuterkrankungen. In der vorliegenden Leitlinie sollen die ernährungstherapeutischen Interventionen, welche in der Betreuung aller dieser Patientengruppen eine entscheidende Rolle für Krankheitsverlauf und Prognose spielen, evidenzbasiert dargestellt werden.
Methodik: Die Leitlinie basiert auf den früheren Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM, 2003, 2007), der European Society for Parenteral and Enteral Nutrition (ESPEN, 2006, 2009) und der International Society for Renal Nutrition and Metabolism (ISRNM 2008, 2013). Es wurde eine systematische Analyse der Literatur 2006–2014 zur oralen Supplementierung, zur enteralen und parenteralen Ernährung und intradialytischen Ernährung bei diesen Patientengruppen vorgenommen. Die Empfehlungen wurden innerhalb der Arbeitsgruppe sowie dem DGEM Steering Committee verabschiedet.
Ergebnisse: Zur klinischen Ernährung bei Patienten mit Nierenversagen liegen nur wenige randomisiert-kontrollierte Studien vor, sodass die meisten Empfehlungen Expertenmeinungen darstellen. Die Leitlinie umfasst 15 Aussagen und 27 Empfehlungen, wobei in einem Einleitungskapitel die gemeinsamen Aspekte in 15 Aussagen bzw. Empfehlungen abgehandelt werden. Zu der Ernährung von akut-kranken Patienten ohne Nierenersatztherapie gibt es in dieser Leitlinie 5, zu stabilen CNI-Patient ohne Nierenersatztherapie 5, zu akut-krankem Patient unter Nierenersatztherapie 9 und zu chronisch-malnutrierten Hämodialysepatienten 8 Aussagen bzw. Empfehlungen.
Schlussfolgerung: Ernährungsbehandlung und metabolische Führung spielen eine zentrale Rolle in der Betreuung von Patienten mit Nierenfunktionsstörungen. Dabei müssen die metabolischen Folgen der Nierendysfunktion per se, der Komorbiditäten und begleitenden Akuterkrankungen sowie der ausgeprägte Einfluss der Nierenersatztherapie auf Metabolismus und Nährstoffbilanz berücksichtigt werden. Nährstoffbedarf und Ernährungstherapie können sich grundsätzlich zwischen diesen unterschiedlichen Patientengruppen unterscheiden und sich auch individuell im Krankheitsverlauf ganz wesentlich ändern. Damit erfordern gerade Patienten mit Nierenfunktionsstörungen eine individualisierte Planung, Durchführung und Überwachung der Ernährungstherapie.