Therapie mit Pankreasenzymen
Dtsch Arztebl Int. 2011; 108(34-35): 578-82. doi: 10.3238/arztebl.2011.0578.
Mössner, J. & Keim, V.
Abstract
Hintergrund: Die Therapie mit Pankreasenzymen setzt eine Kenntnis der Physiologie und Pathophysiologie der exokrinen Pankreassekretion voraus. Des Weiteren erfordert es Wissen über die Erkrankungen, die zu einer morphologisch erklärbaren oder funktionellen exokrinen Pankreasinsuffizienz führen wie zum Beispiel chronische Pankreatitis, Pankreaskarzinom, Mukoviszidose, pankreatikocibale Dyssynchronie nach Magen- und Pankreasoperationen oder glutensensitive Enteropathie.
Methode: Selektive Literaturrecherche
Ergebnisse: Eine exokrine Pankreasinsuffizienz führt zu Meteorismus, Diarrhö, Steatorrhö und Gewichtsverlust. Bis auf die Steatorrhö sind die anderen Symptome relativ unspezifisch. Damit die Indikation für eine Enzymsubstitution erfüllt ist, müssen Pankreasfunktionsstörungen nachgewiesen werden. Leider sind keine sensitiven und spezifischen Testverfahren verfügbar. Die Indikation richtet sich daher eher nach pragmatischen Gesichtspunkten, beispielsweise, ob eine Diarrhö und Gewichtsverlust vorliegt und der Nachweis einer zu einer exokrinen Pankreasinsuffizienz führenden Erkrankung. An ein Pankreatinpräparat werden folgende Anforderungen gestellt: Säureschutz, gute Durchmischung mit dem Chymus im Magen, zeitgleiche Entleerung mit dem Chymus aus dem Magen, rasche Freisetzung der Enzyme im Duodenum. Obgleich randomisierte Vergleichsstudien an größeren Patientenkollektiven fehlen, wird Pankreatinpräparaten mit einem Säureschutz um Mikropellets oder Minitabletten mit einem Durchmesser von 2 mm oder noch kleiner der Vorzug gegeben. Die Dosierung der Enzyme erfolgt nach Bedarf, man beginnt mit 1–2 × 20 000–40 000 Lipase-Einheiten pro Mahlzeit. Eine Dosissteigerung ist möglich, eventuell erfolgt eine Kombination mit einem Protonenpumpenblocker.
Schlussfolgerung: Die Diagnostik der exokrinen Insuffizienz bleibt ein Problem. Die Therapie ist symptomatisch und sollte sich an der Beseitigung von Steatorrhö, beziehungsweise der Gewichtszunahme orientieren.